Von Schönstatt zur Gedächtnisstätte in Dachau
Insgesamt neun Frauen aus dem
Kreis der Frauen nach Trennung oder Scheidung machten sich im Juli von
Schönstatt aus auf den Weg nach Dachau. Vorbei an den Schönstattzentren Rodgau
und Würzburg, war das Schönstattzentrum Canisiushof, Kösching-Kasing, der
geeignete Ausgangspunkt für die Tagesfahrten nach Ingolstadt und zum ehemaligen
KZ in Dachau, wo Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstattbewegung, von
1942 bis 1945 gefangen war.
Nach der Machtergreifung
Hitlers 1933 kam es zu Bespitzelungen in Schönstatt. Pater Kentenich stellte
sich offen gegen das NS-Regime. Am 20. September 1941 wurde er durch die
geheime Staatspolizei in Koblenz verhaftet. Nach Dunkelhaft und Gefängnis in Koblenz
wurde er am 11. März 1942 in das KZ Dachau deportiert, in die „Heiden-,
Sklaven-, Narren- und Todesstadt“, wie Pater Kentenich das Konzentrationslager
nannte. Dem Terror, der Hungersnot und dauernder Schikane setzte er bewusst ein
Leben aus dem Glauben entgegen. Wo immer es möglich war, nutzte Pater Kentenich
die Gelegenheit zur individuellen Seelsorge und Seelenführung, gab Gelegenheit zu Gesprächen und zu Exerzitien. Er war Vorbild
und Halt. Dachau, ein Ort des Grauens, wurde für Pater Kentenich und für viele
andere zu einem Ort des Lebensbekenntnisses.
Schwester Elinor,
Schönstätter Marienschwester und Dachaureferentin, verstand es ausgezeichnet,
den politischen Hintergrund und die Verhältnisse in Dachau aufzuzeigen und dies
mit den Lebensspuren Pater Kentenichs zu verbinden.
Der dumpfe Glockenklang kurz
vor 15 Uhr an der Todesangst-Christi-Kapelle war wie ein Mahnläuten. Es
erinnerte an den Tod und an das Leiden vieler Menschen in diesem Lager und
brachte das Mitleiden Gottes zum Ausdruck. Besinnlich verweilten die
Teilnehmerinnen beim Stundengebet der Karmelitinnen, bei den religiösen
Mahnmalen und am Block 26, der der Priesterblock im KZ war.
„Entschieden zur Freiheit“ –
das Thema passte für die Impulse, die die Gedächtnisstätte bot. Die Übertragung
auf das eigene Leben lag auf der Hand: Es gibt eine Freiheit, die auch in
größter äußerer Unfreiheit gelebt werden kann. Es ist die Freiheit eines
Menschen, der sich abhängig macht von dem, was Gott möchte. Die große
Herausforderung, die zu leben jeder Mensch berufen ist, liegt darin, sich
Gottes Liebe anzuvertrauen.
„Diese Reise hat die
Perspektive auf das eigene Leben verändert,“ so G.W., eine der teilnehmenden
Frauen. „Sie hat mir auch gezeigt, worin die Lösung der eigenen Schwierigkeiten
liegt. Auf der einen Seite kann und muss ich alles tun, um mein Leben zu
bewältigen. Auf der anderen Seite aber heißt das für mich: auf Gottes Liebe
vertrauen.“